1933–1934

KONZENTRATIONSLAGER ORANIENBURG


Am 21.März 1933 richtete die örtliche SA-Standarte in einem leer stehenden Fabrikgebäude im Stadtzentrum von Oranienburg das erste Konzentrationslager in Preußen ein. Das KZ Oranienburg nahm in den Monaten nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten eine Schlüsselstellung bei der Verfolgung der Opposition, vor allem in der Reichshauptstadt Berlin, ein. Im Zusammenhang mit dem »Röhm-Putsch« und der Entmachtung der SA wurde das Lager im Juli 1934 von der SS übernommen und aufgelöst. Bis zu seiner Schließung am 13.Juli 1934 wurden im KZ Oranienburg mehr als 3000 Menschen inhaftiert. Mindestens 16 Häftlinge wurden von den Wachmannschaften ermordet, unter ihnen der Schriftsteller Erich Mühsam. Anders als das spätere KZ Sachsenhausen lag das KZ Oranienburg mitten in der Stadt an der Hauptstraße nach Berlin und konnte von Passanten und Anwohnern eingesehen werden. Die Häftlinge wurden an vielen Orten in der Stadt zu kommunalen Arbeiten eingesetzt. Als Antwort auf die im Ausland von entkommenen Häftlingen publizierten Berichte über den Terror im KZ Oranienburg zeichnete die NS-Propaganda in Zeitungen, Rundfunk und Film ein geschöntes Bild über die Zustände im Lager.

Weitere Informationen zu den Jahren 1933–1934

1936–1945

KONZENTRATIONSLAGER SACHSENHAUSEN


Das KZ Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet. Es war die erste Neugründung eines Konzentrationslagers nach der Ernennung des Reichsführers SS Heinrich Himmler zum Chef der Deutschen Polizei im Juli 1936. Die von einem SS-Architekten am Reißbrett als idealtypisches Konzentrationslager konzipierte Anlage sollte dem Weltbild des Nationalsozialismus architektonischen Ausdruck geben und die Häftlinge auch symbolisch der absoluten Macht der SS unterwerfen. Als Modell- und Schulungslager in unmittelbarer Nähe der Reichshauptstadt nahm das KZ Sachsenhausen eine Sonderstellung im System der nationalsozialistischen Konzentrationslager ein. Diese wurde unterstrichen, als 1938 die Inspektion der Konzentrationslager, die Verwaltungszentrale für alle Konzentrationslager im deutschen Machtbereich, von Berlin nach Oranienburg verlegt wurde. Zwischen 1936 und 1945 waren im KZ Sachsenhausen mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Häftlinge waren zunächst politische Gegner des NS-Regimes, dann in immer größerer Zahl Angehörige der von den Nationalsozialisten als rassisch oder biologisch minderwertig erklärten Gruppen und ab 1939 zunehmend Bürger der besetzten Staaten Europas. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer von systematischen Vernichtungsaktionen der SS. Auf den Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers Ende April 1945 starben noch einmal Tausende von Häftlingen. Etwa 3.000 im Lager zurückgebliebene Kranke, Ärzte und Pfleger wurden am 22.und 23.April 1945 von russischen und polnischen Einheiten der Roten Armee befreit.

Weitere Informationen zu den Jahren 1936–1945

1945-1950

SOWJETISCHES SPEZIALLAGER


Im August 1945, gut drei Monate nach Kriegsende und nach der Befreiung Europas von der nationalsozialistischen Herrschaft, verlegte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Speziallager Nr. 7 in den Kernbereich des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die meisten Gebäude – mit Ausnahme des Krematoriums und der Vernichtungsanlagen – wurden in derselben Funktion weitergenutzt. Im Lager waren vorwiegend untere Funktionäre des NS-Regimes, aber auch politisch Missliebige und willkürlich Verhaftete sowie von sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte inhaftiert – Männer und Frauen, Junge und Alte, NS-Belastete und Unbelastete. Ab 1948 war Sachsenhausen als Speziallager Nr. 1 das größte von drei Speziallagern in der sowjetischen Besatzungszone. Bis zur Auflösung des Lagers im März 1950 waren hier insgesamt ca. 60.000 Menschen inhaftiert, von denen mindestens 12.000 an Unterernährung und Krankheiten starben.

Weitere Informationen zu den Jahren 1945–1950

1961–1990

NATIONALE MAHN- UND
GEDENKSTÄTTE SACHSENHAUSEN


Nach der jahrelangen Nutzung des Geländes durch die sowjetische Armee, die Kasernierte Volkspolizei und die Nationale Volksarmee der DDR begannen 1956 die Planungen für die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen, die am 22.April 1961 eingeweiht wurde. Die Planer entschieden sich nicht dafür, die noch vorhandenen Originalbauten zu erhalten. Stattdessen errichteten sie eine Denkmalanlage, die den »Sieg des Antifaschismus über den Faschismus« symbolisieren sollte und in die lediglich einige bauliche Relikte und Rekonstruktionen einbezogen wurden.

Weitere Informationen zu den Jahren 1961–1990

SEIT 1993

GEDENKSTÄTTE UND
MUSEUM SACHSENHAUSEN


Als Folge der politischen Wende in der DDR und der Herstellung der deutschen Einheit ist die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen seit 1993 Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, einer gemeinsam vom Land Brandenburg und der Bundesrepublik Deutschland finanzierten Stiftung öffentlichen Rechts. Als Außenstelle ist der Gedenkstätte das Museum des Todesmarsches im Belower Wald bei Wittstock angeschlossen. Hier haben 18000 Häftlinge, die von der SS auf Todesmärschen in Richtung Schwerin getrieben wurden, Ende April/Anfang Mai 1945 mehrere Tage gelagert.

ERHALTUNG UND NEUGESTALTUNG

Die originalen Gebäude und Relikte des Konzentrationslagers sind »Garanten der Erinnerung«. Unmittelbar nach Gründung der Stiftung wurde mit einer umfassenden Sanierung und Neugestaltung begonnen. Der überkommene Zustand der Gedenkstätte ist durch die Überformung der historischen Topographie durch die Denkmalanlage der DDR geprägt. Die verschiedenen historischen Schichten erfahren eine Neubewertung mit einer Verschiebung des Akzents auf die Relikte der NS-Lagerzeit. Für die Umsetzung zentraler Sanierungsprojekte werden Mittel aus einem Sonderinvestitionsprogramm des Bundes bereitgestellt.

DEZENTRALES MUSEUMSKONZEPT

Die Neugestaltung der Gedenkstätte Sachsenhausen folgt einem dezentralen Gesamtkonzept, das dem Besucher die Geschichte an den authentischen Orten erfahrbar machen soll. In 13 Ausstellung-en wird die konkrete Geschichte des jeweiligen historischen Ortes als Leitidee mit einer darüber hinaus weisenden thematischen Darstellung verknüpft. Ergänzt wird das Konzept durch temporäre Ausstellungen im Neuen Museum. Hinzu kommen Schülerausstellungen, die aus pädagogischen Projekten hervor gegangen sind, sowie Werkstattausstellungen, die Neuerwerbungen aus Archiv und Depot präsentieren. Nach Abschluss der Neugestaltung wird die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen ein europäischer Ort der Trauer und des Gedenkens bleiben und sich zugleich den Aufgaben eines modernen zeithistorischen Museums stellen.

Weitere Informationen zu den Jahren nach 1993